F.A.Z., 10.05.2025, Nr. 108, Rhein-Main-Zeitung, S. 16
Die Farben Japans
Yuko Sakurai in der Galerie Müller
FRANKFURT. Yuko Sakurai ist viel gereist, hat in den Niederlanden, in Venedig und in Frankreich gelebt. Vor allem aber, so mochte man vor früheren Arbeiten mit geographischen Titeln denken, war das Reisen der entscheidende Impuls ihrer Malerei. Doch sind ihre Bilder im Wesentlichen abstrakt. Nun lebt Sakurai seit gut acht Jahren wieder in Japan.
Ihre aktuelle, mit einer Auswahl aus zwanzig Jahren ganz Arbeiten auf Papier gewidmete Ausstellung in der Galerie Friedrich Müller zeigt: Nicht nur die Farbklänge sind seither gänzlich andere. Auch Sakurais Vorgehen hat sich seit ihrem Abschied aus Europa sichtlich weiterentwickelt. Nicht nur arbeitet die 1970 in Tsuyama geborene Künstlerin nun vornehmlich auf japanischem Papier statt wie bisher auf Bütten und greift neben Öl zum Pastellstift, bevorzugt hier und da nun auch den Pinsel und das Aquarell. Was für den Charakter ihrer Blätter keine Petitesse ist. Denn damit verschwindet die strenge Ordnung ihrer Kompositionen, sind die klar konturierten geometrischen Formen und Figuren - das dottergelbe Quadrat des "Bicycle Trip to Bokhoven" etwa oder die tiefblauen Flächen von "Bayerischerwald" - zugunsten eines heiter-lyrischen Allovers in ihren aktuellen Arbeiten verschwunden. Was man in Anbetracht des subtil inszenierten Zusammenklangs der frühen Blätter etwa mit den Keramiken Hanjiro Mizunos oder eines aus der Meiji-Zeit stammenden Vorratstopfs für Teeblätter in der Ausstellung fast bedauert.
Entschädigt freilich wird man mit atmosphärischen, impressionistisch anmutenden Farbklängen wie dem jadefarben schillernden "Daigasen" oder dem 2020 entstandenen "Kannabisan" in zarten Gelb-, Blau- und Rosétönen. Blättern, die statt von Sakurais Reisen von den Farben der japanischen Heimat, von den Hügeln Tsuyamas etwa beseelt scheinen. Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, sie sehnte sich mit diesen Blättern an einen anderen, Yuko Sakurai bislang noch gänzlich unbekannten Ort. CHRISTOPH SCHÜTTE
Yuko Sakurai, Galerie Friedrich Müller, Frankfurt, Braubachstraße 9, bis 17. Mai.
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Dieser Artikel ist online verfügbar bis zum 12.6.2025
Zeitungsartikel: Die Farben Japans. Yuko Sakurai
10.05.2025 / F.A.Z. Rhein-Main-Zeitung, Christoph Schütte
Mai 12, 2025