Matthias Loebermann: Japan

12 September - 17 Oktober 2015

Die Galerie Friedrich Müller zeigt anläßlich des Saisonstarts 2015 Arbeiten von Matthias Loebermann erstmalig in einer Einzelausstellung. Zu sehen sind Papierarbeiten aus den Serien der Japan-Werkgruppe, die 2014/2015 entstanden sind. Die Werkgruppe entstand innerhalb von sechs Monaten nach einer Japanreise im Juli 2014. Sie besteht aus vier Teilen mit unterschiedlichen inhaltlichen Schwerpunkten. Alle vier Serien versuchen Eindrücke, Erfahrungen, Erlebtes, Gesehenes und Gelesenes zu verarbeiten und widerzuspiegeln und geben die vielfältigen, manchmal widersprüchlichen Eindrücke wieder.

Ryoanji
Ryoanji besteht aus 15 großformatigen, horizontalen Arbeiten, die stark Bezug nehmen auf das einmalige Erlebnis des Betrachtens des faszinierenden Steingartens Ryoanji in Kyoto.
Dieser geheimnisvolle Steingarten beinhaltet 15 Steine in unterschiedlichen Gruppen zueinander geordnet, deren Bedeutung bis heute nicht eindeutig geklärt werden konnte, die Steine sind umgeben von einer wundervoll patinierten Lehmmauer. Ein spiritueller Raum des Nachdenkens über das Sein entsteht. Die Arbeiten versuchen diese kontemplative Stimmung wiederzugeben.

Haikus
Die berühmte Form des dreizeiligen japanischen Gedichtes hat Matthias Loebermann dazu angeregt eine Auswahl von 31 Gedichten als Inspirationsquelle zu nehmen. Die Haikus sind meist Landschafts- oder Jahreszeitbeschreibungen, die sofort Assoziationen bei ihm ausgelöst haben. Der oft heitere Charakter spiegelt sich in den kleinformatigen Zeichnungen wider. Sie sind aber nicht als direkte Illustrationen des Textinhaltes zu verstehen, sondern geben in ihrer eigenen Sprache die beschriebenen Stimmungen wieder.

Oku no hosomichi, „Auf schmalen Pfaden durchs Hinterland“
Diese berühmte Reisebeschreibung des Dichters Bashô durch die japanischen Landschaften aus dem Jahre 1702 diente als Hintergrund für die 29 kleinformatigen Zeichnungen, die die Vielfalt und Schönheit der japanischen Landschaft wiedergeben. Es werden dabei unterschiedlichste Charaktere assoziiert, in ihrer Reihung können sie wie eine Reisebeschreibung gelesen werden.

Kuroi ame, „Schwarzer Regen“
Diese Serie hat den komplexesten Aufbau, sie besteht aus 6 Gruppen mit je 4x4 Reihen von Zeichnungen, also insgesamt 96 Arbeiten. Im Japanischen bedeutet „shi“ zugleich Tod, Unglück, und vier.  
„Schwarzer Regen“ steht für die radioaktive Verseuchung  durch den Atombombenabwurf auf Hiroshima und Nagasaki 1945, oder das Austreten radioaktiver Substanzen beim Reaktorunglück in Fukushima 2011. Auch diese Seite Japans haben Matthias Loebermann sehr beschäftigt und zu einer großen Zahl von Arbeiten inspiriert. Die Viererserien beschäftigen sich mit all dem „Unfaßbaren“, nicht spürbaren Gefahren der radioaktiven Strahlung und deren verheerende Folgen für Mensch und Natur. Sich allmächtig wähnend zerstört der Mensch unwiederbringlich seine Lebensgrundlage, die Natur.

Matthias Loebermann geboren 1964 in Nürnberg ist Künstler und Architekt. 1984 – 90 Studium der Architektur und Diplom an der Universität Stuttgart, 1984 – 88 Studium der Malerei an der Akademie der Künste in Stuttgart, Klasse K.R.H. Sonderborg, 1996 Gründung des eigenen Architekturbüros: aml und partner. Matthias Loebermanns künstlerische Arbeiten wurden bisher in zwei Büchern publiziert: 2014, Island 1/2 - Matthias Loebermann, erschienenen in einer limitierte Auflage von 100 Stück; 2011, Matthias Loebermann, Neue Arbeiten, Verlag der Buchhandlung Walther König, Köln.